Illustrierte Zeittafel zur Geschichte Bergen-Enkheims
ab 5.000 v. Chr. | Besiedelung des Berger Rückens. Beweis: Werkzeug- und Keramikfunde auf dem Berger Rücken auf den Flurstücken „Große Lohe“ und „Rabenwald“.
Außerordentlicher Fund: Prähistorischer Faustkeil, Gemarkung Bergen. |
1600 - 1200 v. Chr. | Bronzezeitliche Hügelgräber im Enkheimer Wald.
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475 - 50 v. Chr. | sog. Latene-Zeit. Anlage der Oppida am Taunusrand (Heidetränk, Altkönig). Salzsalinen in Bad Nauheim. Besiedelung auch im Enkheimer Feld. Hügelgräber im Wald zwischen Enkheim und Bischofsheim.
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13 v. Chr. | Kaiser Augustus am Rhein. Römer richten Stützpunkte ein: Legionslager Mainz, Neuwied, Bonn, Xanten, Nijmegen, Flottenstützpunkt Utrecht. Vorbereitungen für römische Offensive.
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10, 9 v. Chr. | Feldzug des Drusus von Mainz aus nach Norden gegen Chatten. Militärstraße Mainz bis Butzbach. Kastelle Hofheim, Höchst, Friedberg, Vorstoß bis zur Elbe. Tod des Drusus.
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9 | Germanischer Aufstand unter Arminius. Vernichtung von drei Legionen des Varus am Teutoburger Wald. Rückzug der Römer hinter Rhein und Main.
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75 | Expedition der Römer in chattisches Gebiet jenseits von Hofheim. Ausdehnung des Brückenkopfs vor Mainz bis Friedberg. Kastelle in Heddernheim, Okarben, Friedberg, an der Mainfurt. Ostgrenze des Brückenkopfs nun Linie Friedberg - Okarben - Vilbel - Bergen - Mainkur. Römer errichten Erdkastell in Bergen am Wegekreuz bei der heutigen Schelmenburg.
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83 - 84 | Römer führen entscheidenden Krieg gegen Chatten. Vorstoß bis in den Kasseler Raum. Sicherung der Wetterau mit zunächst einfacher Grenzbefestigung, später Ausbau zum „Limes“. Vorschub der Ostgrenze auf Linie Altenstadt -- Heldenbergen - Hanau.
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ab 90 | Ausbau der Grenzkastelle. Ausdehnung mainaufwärts und südmainisch zum Odenwald hin. Brückenbau in Hanau. Bau eines Straßennetzes, auch südmainisch. Landvermessung, Landverteilung. Siedler kommen. Aufbau der Landgüter in der Wetterau, darunter ca. 10 - 12 Landgüter auf dem Berger Rücken.
Das römische Landgut "Auf dem Keller" am Landgraben (Rekonstruktion, im Heimatmuseum) |
125 ff | Errichtung des Odenwald - Neckar- Limes ab Wörth am Main. Mainbrücke bei Gr. Krotzenburg errichtet. Dieburg gegründet.
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150 | Hinter dem Limes nun ca. 30.000 Einwohner und 8.000 Auxiliarsoldaten. Platz Bergen ist logistischer Stützpunkt der Landgüter auf dem Berger Rücken.
Diorama "Der Limes" im Heimatmuseum. |
170 - 220 | Weitere Befestigung des Limes. Brücke bei Bürgel? Weinbau in Bergen.
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253 - 275 | Einfall der Alemannen in Raetia, die obergermanische Provinz und Gallien. Obergermanischer Limes wird aufgegeben, Rückzug der Truppen. Evakuierung und / oder Flucht der Bewohner. Römer verteidigen die Rheingrenze.
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293 | Trier wird römische Residenz.
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407 | Neujahr 407 Angriff der Vandalen, Alanen und Burgunder auf Mainz, Übergang der germanischen Völker über den Rhein, Beginn der Völkerwanderung am Rhein.
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um 455 - 460 | Römische Herrschaft am Rhein endet, Mainz und Köln fallen kampflos.
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Ab 750 | Fränkische Herrschaft. Erste urkundlichen Ortsnachweise im nordmainischen Gebiet, überwiegend in / bei römischen Ortsstrukturen.
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882 | Erste urkundliche Erwähnung von Weinbau in Seckbach.
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1057 | Erste urkundliche Erwähnung Bergens. Schenkungsurkunde Heinrich IV. über Ackerland und 2 Weinberge in Bergen samt Hörigen.
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1174 | Zisterzienserkloster Arnsburg gegründet. Erhält Weinberge in Bergen und baut den Betriebshof „Mönchhof / Bruderhof“.
Der Mönchhof in der Neuzeit. Zeichnung von W. Günther, Enkheim. |
1219 | Erste urkundliche Erwähnung des Mönchhofs.
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1220 | Kloster Haina erhält durch Schenkung des Königs Friedrich II. die westliche Hälfte des Berger Königshofs („Hainer Hof“) samt Weinbergen.
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Um 1250 | Frankfurter Bartholomäusstift hat Weinberge in Seckbach und in Bergen; Wirtschaftshof an der Berger Marktstr. 75
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1300 – 1350 | Keller und Erdgeschoss des Berger Rathauses („Spilhus“) errichtet.
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Um 1450 | Grafen von Isenburg-Birstein haben Weinberge am Berger Hang mit Betriebshof Marktstr. 84.
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| Bergen hat eine gemauerte Ortsbefestigung mit zwei Toren, einer Pforte und Ecktürmen. Auf dem höchsten Punkt des Berger Rückens steht die Berger Warte.
Die Berger Warte, Zeichnung: W. Günter, Enkheim |
1526 | Protestantische Säkularisation. Kloster Haina und seine Besitzungen fallen an die Landgrafschaft Hessen.
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1530 | Berger Rathaus erhält Obergeschoss und Dach.
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1600 | 18. April 1600: 40 Häuser und 60 Scheunen – mehr als die Hälfte des Fleckens – abgebrannt.
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1618 - 1648 | Im 30-jährigen Krieg erleidet das Hanauer Land und Bergen schwere Zerstörungen und große Menschenverluste.
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1690 - 1694 | Grafschaft Isenburg-Birstein führt eine genaue Vermessung seiner Weinberge und Äcker in Bergen durch und setzt Grenzsteine.
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1718 - 1724 | „Große Land-Renovatur“ im Hanauer Land: Ackerflächen und Weinberge offiziell vermessen und Besitzkataster angelegt. 121 Hektar Weinland in Bergen; starke Zersplitterung in ca. 3.800 Parzellen. BE hat 1.200 Einwohner.
Maßstabsgetreues Ortsmodell von Bergen, Stand 1720, im Heimatmuseum |
1736 | Grafen von Hanau sterben aus, Grafschaft fällt an Landgrafschaft Hessen-Kassel.
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1782 | Markgraf Carl Friedrich von Baden-Durlach kauft 2.000 Riesling-Würzlinge aus Bergen und verschafft sie zur Anpflanzung nach Durbach (Baden).
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1789 | Revolution in Frankreich
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1793 – 1802 | „Koalitionskriege“. Frankfurt, Grafschaft Hanau, Bergen-Enkheim von andauernden Truppenbewegungen und Kämpfen schwer betroffen. Frankreich annektiert das linke Rheinufer.
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1803 | Säkularisation: Äcker und Weinberge des Klosters Arnsburg fallen an Grafen von Solms, danach an zwei Enkheimer Bauern. Weinberge am Lohrberg (Besitz des Karmeliterklosters Frankfurt) fallen an die Stadt Frankfurt.
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1813 | Niederlage Napoleons in Leipzig. Rückzug im November an Hanau vorbei; Schlacht bei Hanau. Schwere Zerstörungen in den Weinbergen. BE durch Krieg wirtschaftlich schwer geschädigt.
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1821 | Neugliederung Kurhessens; gemeinsame Ortsverwaltung von Bergen und Enkheim mit Ortsbürgermeister. „Bergen mit Enkheim“ nun Ort im Kreis Hanau der kurhessischen Provinz Hanau.
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1838 | Inventur der Zehntrechte und Besitzverhältnisse Ablösung der grundherrlichen Rechte auf Zins und Zehnt durch Ablösezahlungen. Der Bauer ist nach Ablösung nun rechtsgültiger Eigentümer seines Bodens.
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1840 | Offizielle Landkarte Kurhessen zeigt Schrumpfung des Berger Weinbaus.
Der Berger Hang unter der Schönen Aussicht (Lithografie 1840).
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1850 – 60 | Diverse Missernten, Wein kaum verkäuflich. Rebflächenschrumpfung geht weiter.
Weinschädlinge tauchen auf: der echte Mehltau.
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1866 | Kurhessen fällt an Königreich Preußen, wird preußische Provinz Hessen-Nassau. Bergen ist Ort im Kreis Hanau des Regierungsbezirks Kassel.
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1869 – 1872 | Berger Stadtmauer wird niedergelegt. Die Reblaus wird größte Gefahr für den europäischen Weinbau. Immer mehr Obstbäume in BE, immer weniger Wein.
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1870 | Gründung Fa. Casella in Fechenheim. Ab 1880: Immer mehr Einwohner von Bergen und Enkheim arbeiten bei Casella und in der Offenbacher Industrie. Aufkommen der Lederwarenfertigung in Heimarbeit für Offenbacher Betriebe.
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1880 | Die Reblaus taucht in Bergen auf. Flucht aus dem Weinbau unaufhaltsam.
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1886 | Bürgermeister ist Ludwig Kleemann (bis 1917). Unter seiner Ägide Abwehr diverser Versuche einer Verselbständigung Enkheims. Starker Einwohnerzu-wachs im „proletarischen“ Enkheim.
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1893 | Es gibt noch 230 Parzellenbesitzer auf 30 ha Weinbergen; letzte Lagen: „Im Steinchen“ und „Am Bächelchen“, alle direkt am Steilhang unter der Kirche.
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1899 | Obst- und Gartenbauverein Enkheim e.V. gegründet; starkes Anwachsen des Obst- und Gemüsebaus. Guter Absatz, gute Preise. Verkauf u.a. auf dem Offenbacher Markt.
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1900 | Immer mehr Lederwarenherstellung vor allem in Enkheim. Ständiger Lieferverkehr nach Offenbach.
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1905 | Letzte Weinlese in Bergen mit Volksfest. 1909 letzter Wein vom Berger Hang im Wirtshaus „Zur Traube“ ausgeschenkt.
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1914 | Nun über 40.000 Obstbäume rund um Bergen (maximaler Bestand). Berger Hang und Nordhang sind nun Streuobstgebiet. BE hat 6.000 Einwohner.
Luftaufnahme ca. 1925. Streuobstwiesen rund um Bergen.
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1928 - 1938 | Kleinbauernsterben in Bergen-Enkheim: 450 Betriebe geben auf.
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1926 - 1929 | Volkshaus Enkheim in Eigenarbeit und mit den Spenden der Enkheimer Arbeiterbewegung gebaut.
Das Volkshaus in Enkheim, Zeichnung W. Günter Enkheim |
November 1932 | Letzte freie Wahl in BE in der Weimarer Republik. Ergebnis in BE: NSDAP 40%, Rechtsparteien 5%, SPD + KPD 55%.
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1933- 1945 | 1933 Machtübernahme der Nationalsozialisten. Gleichschaltung der Vereine. Carl Fey ist Bürgermeister (bis 1945). Verfolgung von Sozialdemokraten und Kommunisten, Verbot ihrer Vereine, Wegnahme des Volkshauses. Anzahl der politisch Verfolgten und Ermordeten ist unbekannt. Von 146 jüdischen Bürgern in BE (1933) wurden ca. 85 enteignet und vertrieben, ca. 60 deportiert und ermordet. Im Krieg 350 Gefallene, 78 Bombenopfer.
Zum Schicksal des jüdischen Bevölkerungsteils: Spuren jüdischen Lebens_FNP 2016
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07.11. 1936 | Amtliche Ortsbezeichnung lautet fortan „Bergen-Enkheim“. BE hat 6.500 Einwohner.
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1933 - 1943 | Beste Bedingungen für die Landwirtschaft: Wettbewerbsausschluss, Preiskon-trollen. Flurbereinigung auf dem Berger Rücken und Zusammenlegung zu „Erbhöfen“ beginnt, Planung einer Generalsanierung des Berger Hangs (Obstplantagen) kriegsbedingt unterbrochen.
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1945 – 1949 | Oskar Schubert ist kommissarischer Bürgermeister (1945). Fritz Schubert ist Bürgermeister ab 1946 über zahlreiche Wahlperioden bis 1966. Zuwanderung von ca. 2.000 Heimatvertriebenen und Wohnungslosen. BE hat 8.000 Einwohner. Wohnungsnot.
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1949 – 1951 | Flurbereinigung erneut begonnen und durchgeführt. Aussiedlerhöfe auf dem Berger Rücken gebildet. Wohnungsbau und Infrastruktursanierung als Hauptaufgabe.
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1950 | Erster Flächennutzungsplan verabschiedet. Berger Hang unter der Schönen Aussicht wird Wohnbaugebiet für freistehende Häuser. Bebauung beginnt an Rebenborn, Mühlbachstraße, Röhrborngasse, Am Bächelchen.
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1953 | Obstbau am Hang immer bedeutungsloser, Obstanlagen verkommen. 11 ha am Berger Hang Ost werden Naturschutzgebiet.
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1955 | Nachbarschaftsvertrag mit Frankfurt erleichtert Kanalisierung der Gemeinde und Straßenbahnanschluss Enkheims.
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1955 - 1957 | „Schule am Hang“ erbaut, symbolische Verbindung zwischen Bergen und Enkheim. Einweihung am 29.04.1957. 1964 erweitert.
Die Schule am Hang, Zeichnung W. Günther, BE |
05.04.1955 | Erste Straßenbahn der Linie 18 erreicht Volkshaus Enkheim.
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1956 – 1960 | Kanalisierung Bergen-Enkheims durchgeführt. Aufwand 20 Mio. DM.
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1956 - 1979 | 1956 Initiative zur Schaffung eines Heimatmuseums gegründet. Protagonisten: Werner Henschke, Conrad Weil, Ludwig Emmel. 1958 Museums-Vorläufer in der Berger Schule, ab 1959 im OG des Alten Rathauses, ab 1979 im gesamten Alten Rathaus.
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1960 | Elektrische Infrastruktur der Gemeinde erneuert. BE verliert seinen dörflichen Charakter weitgehend. Starker Bevölkerungsanstieg durch "Stadtflucht".
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31.08.1968 | Stadterhebung der Gemeinde Bergen-Enkheim. Bürgermeister ist Rudolf Fey, 1. Stadtrat ist Alfred Schubert. BE hat 16.000 Einwohner.
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1971 | Eröffnung Hessen-Center 1971. Erweiterung 1980/81.
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1972 - 1976 | Einweihung Hallenbad. Bau der Riedschule beginnt. 1976 Fertigstellung Freibad und Sportanlagen an der Leuchte
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1974 | Bergen-Enkheim erfindet den „Stadtschreiber“. Erstes Stadtschreiberfest mit 2.000 Gästen..
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Januar 1977 | Bergen-Enkheim wird trotz starkem Widerstand als 18. Stadtbezirk in die Stadt Frankfurt eingegliedert. Ende der Selbständigkeit.
Hier der Grenzänderungsvertrag_von_1974 zwischen der Stadt Frankfurt und der Stadt Bergen-Enkheim, der die Eingemeindung nach Frankfurt besiegelt.
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1979 | Autobahn A66 bis Bergen-Enkheim verlängert.
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Ab 1990 | 4 große Einkaufszentrum entstehen an der Victor-Slotosch-Straße. Niedergang des Einzelhandels in Bergen und Enkheim. Ein Bericht über das Einzelhandelssterben in Bergen-Enkheim: Die letzten ihrer Art_FR 2018
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1992 | Straßenbahn 18 umgewandelt in U7 mit neuer Station am Volkshaus.
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2000 | BE hat 18.000 Einwohner (konstant bis 2020).
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Dezember 2015 | Altes Rathaus geschlossen wegen Sanierungsbedarf. Heimatmuseum ausquartiert in Exilgebäude. |